Psychologie.Aspekte.Psychohygiene

Psychohygiene ist die Lehre zu Bewahrung und vom Schutz der psychischen Reinheit und Gesundheit.

Den meisten Menschen muss man nicht wirklich erläutern, was körperliche Hygiene ist, weil sie sich gelegentlich duschen, die Zähne Putzen und brav nach der Toilette und vor dem Essen die Hände waschen. Aber, fragst Du Leute, was Psychohygiene ist, siehst Du oft, wie sich die Stirn kräuselt und die Antwort auf sich warten lässt, bzw. eher die Form einer Gegenfrage annimmt. Selbst sogenannte gebildete Menschen kommen meistens kaum über den obigen Einleitungssatz hinaus und können nicht ein einziges konkretes Beispiel nennen, wie bei ihnen die praktische Anwendung aussieht.

Hygiene in der materiellen Welt

Im Wesentlichen besteht die Hygiene auf der materiellen Ebene aus Vorsorge bzw. Schutz und Nachsorge bzw. Reinigung.

Schutz

Mir nicht auf den Sack gehen Du sollst Wenn sich der "Grillmeister" im Garten eine dieser lustigen Schürzen umhängt, dann schützt er seine Kleidung davor, mit schwarzer Holzkohle, Grillfett und Tomatensoße beschmutzt zu werden. Schutz bedeutet, dass das Unerwünschte gar nicht erst passieren kann.

Reinigung

Wenn eine Verunreinigung sich nicht hat vermeiden lassen, ist es Zeit für die Reinigung. Manches, was als Verunreinigung angesehen wird, kommt auch von innen, so wie das natürliche Fett der Kopfhaut. Bei Verunreinigungen ist es zweitrangig, ob sie von außen oder von innen kommen, die Reinigung ist auf jeden Fall fällig.
physische Hygiene

Hygiene auf der psychischen Ebene.

Auch hier besteht die Hygiene aus Vor- und Nachsorge. Zuerst versucht man sich vor unerwünschten Einflüssen zu schützen. Im Nachhinein entfernt man die Folgen unerwünschter Beeinflussungen, vor denen man sich nicht hat schützen können.

Die folgende Grafik setzt verschiedene Methoden, die im weitesten Sinne etwas mit Psychohygiene zu tun haben, zueinander in vergleichende Beziehung. Auf der Y-Achse, also von der Grundlinie nach oben hin, sind die Methoden nach steigender Subtilität angeordnet. Auf der X-Achse befinden sich Methoden, die zu einer wirksamen Verarbeitung psychischer Probleme geeignet sind, im Mittelfeld. Methoden, die eine Form des Entzuges darstellen und somit auch Schutzfunktion bzw. vorbeugende Funktion haben können, sind eher links eingetragen. Methoden, die weder schützen, noch verarbeiten, sondern der Verdrängung zuzurechnen sind, eher rechts.

Methoden der Psychohygiene

Antidepressiva

Stellvertretend für eine Anzahl Psychopharmaka nehmen die Antidepressiva in der Übersicht eine geradezu zynische Sonderstellung ein. Sie stehen weit unten, weil sie die subtilen Funktionen des menschlichen Geistes hemmen, also die Eigenschaften, die den Mensch vom Tier unterscheiden. Sie stehen rechts, weil sie keinerlei Schutz vor weiterer psychischer Verunreinigung bieten und auch keinerlei therapeutische Wirkung haben, sondern es lediglich erschweren, die vorhandenen Probleme zu erkennen. Es handelt sich also ausschließlich um einen Verdrängungsmechanismus im Sinne der Erzeugung einer Illusion, so wie ganz junge Kinder die Hände vor ihre Gesichter nehmen und tatsächlich glauben, dass man sie nicht sehen könne, weil sie selber ja auch niemanden sehen.

In Deutschland ist die psychische Katastrophe in so fern komplett, als über ein Drittel der Erwachsenen vom Arzt verschriebene Antidepressiva regelmäßig einnehmen und das in den meisten Fällen über Jahre und Jahrzehnte, Tendenz seit Jahrzehnten steigend. Antidepressiva machen körperlich und geistig abhängig, genau wie Alkohol. Die sedative Wirkung von Psychopharmaka hält allerdings, ganz im Gegensatz zu Alkohol oder Cannabis Sativa, über Monate an, nachdem man die Pillen vollkommen abgesetzt hat. Der Arzt, der seiner Patientin (und das zumeist sehr willig) Antidepressiva verschreibt, sagt ihr damit indirekt: "Ich kann dich nicht behandeln und schicke dich deswegen jetzt auf das psycho-soziale Abstellgleis."

Gelübde

Ein Gelübde ist das Versprechen von Selbstdisziplin. Oft bedeutet es, auf eine Handlung dauerhaft zu verzichten. Verzichtet man auf die Handlung, so schützt man sich damit vor den Folgen der Handlung. Fasten ist eine Form von Gelübde. Verzichtet man auf Sex, so bedeutet das i.d.R. den Verzicht auf bestimmte, sehr intime Beziehungen, solche in denen man sich potenziell einer anderen Person sehr öffnet, was einen auf vielen Ebenen verletzlicher macht. Zum Preise der Beziehungen, auf die man verzichtet, bekommt man also eine Art Schutz.
Es gibt zwei Szenarien, in denen Gelübde produktiv eingesetzt werden können: Einerseits, wenn besondere äußere Umstände es nahe legen oder eigene Schwächen und Unfähigkeit es gezeigt haben, dass man mit dem, auf das man beim Gelübde verzichtet, nicht angemessen umgehen kann. Für einen Alkoholiker ist also das Gelübde, nie wieder Alkohol zu trinken, sinnvoll. Andererseits kann ein Gelübde der Konzentration auf das wesentliche, das akut wichtige oder besonders hoch gesteckte Ziel hilfreich sein. Dafür gebe ich jetzt keine Beispiele an, denn ich werde hier nicht definieren, was besonders erstrebenswerte Ziele sind. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Heulen

Es befindet sich auf der anderen Seite der Skala und ist das Gegenteil von Selbstdisziplin. Echtes Heulen, also nicht absichtlich zur Manipulation anderer gespieltes Heulen, ist eine Folge weitestgehender emotionaler Überforderung, weshalb es vorzugsweise bei sehr jungen Kindern auftritt, die aufgrund ihrer vollkommenen Unerfahrenheit noch nicht über Lösungsansätze für erlebte Probleme verfügen können. Wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden und unangenehme Gefühle in großem Umfang auftreten, führt das i.d.R. zu Verspannungen. In so fern ist Heulen psychosomatisch wirksam, weil es im Sinne der Progressiven Muskelentspannung eine Entspannung herbeiführt. Natürlich löst es keine psychischen Probleme und schon gar nicht die konkreten Probleme, die zur Nichterfüllung der Bedürfnisse geführt hatten. Es verdrängt lediglich für den Moment des Heulens alle anderen gedanklichen Inhalte, weil man so sehr mit dem Heulen beschäftigt ist. Dazu kommt noch die große körperliche Anstrengung, die - wie beim Sport - Endorphine frei setzt.

Tagebuch

Kommen wir nun zu Methoden, die geeignet sind, psychohygienisch wirksam zu sein. "Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zu Besserung." Eine Methode, die Selbsterkenntnis zu fördern, ist das Schreiben eines Tagebuchs. Die Schriftliche Fixierung nötigt einen dazu, klarer zu denken. Sich Zeit zu nehmen, um sich zu erinnern, fördert auch die Reflexion. Probleme werden so zwar gar nicht gelöst, aber es ist ein erster Schritt auf diesem Wege. Und mehr wurde für die Selbsterkenntnis auch nicht versprochen: ein erster Schritt zur Besserung. Selbsterkenntnis ist nicht gleich zu setzen mit Besserung. Ein Mensch ist nicht besser, weil er ein Problem in sich erkannt hat. Er hat das Problem immer noch und das Problem wird sich immer noch negativ auswirken. Er ist durch Selbsterkenntnis kein Stück besser geworden. Ein Trinker ist nicht weniger ein Trinker, nur weil er erkannt hat, dass er ein Trinker ist. Und eine  Co-Abhängige hört auch nicht auf, sich von ihrem betrunkenen Mann schlagen zu lassen, nur weil sie erkannt hat, dass sie co-abhängig ist.

Aber es ist ein erster Schritt zur Besserung, es in das Tagebuch zu schreiben. Dadurch kommt es in die Welt. Es verlässt den Bereich der Verdrängung. Und was man einmal aufgeschrieben hat, so für sich, ganz privat, das kann man später auch leichter aussprechen. Die Probleme laut auszusprechen, vor sich oder anderen, wäre ein weiterer Schritt zur Besserung. Auch das ist noch nicht die Besserung, nur ein Schritt dahin, aber für viele ein notwendiger Schritt. Viele müssen den Schmutz erst ganz deutlich sehen, bevor sie motiviert sind, nach dem Putzlappen zu suchen. Auch Kränkungen, krank machende Einflüsse, müssen mitunter erst im Detail ausformuliert werden und schwarz auf weiß vor dem eigenen Auge erscheinen, damit man erkennt, womit man es hier zu tun hat, damit man es als den psychischen Dreck erkennt, mit dem man beworfen wurde. Davon wird man nicht besser, aber es motiviert dazu, sich zu reinigen.

GfK-Selbst-Empathie

"Selber essen macht fett." Selber trainieren macht stark. Anderen beim Essen zuzuschauen macht nicht fett. Wirklich besser wird man nur durch eigene Bemühung, durch Training, durch etwas dass in jedem Falle anstrengend ist. Die Mühelose Besserung gibt es nicht. Es gibt aber viele Formen des leichten Selbstbetruges. In der Gewaltfreien Kommunikation sind viele Mittel zur Besserung enthalten. Die grundlegende GfK-Methode, sich nicht auf den intellektuellen Gehalt einer Rede zu fixieren, sondern den Gefühlen und Bedürfnissen des Sprechers nachzuspüren, ist eine der besten Methoden des Selbstschutzes, die verhindert, dass der psychische Dreck anderer in einen eindringt.

Das größte Potenzial zur Psychohygiene hat die GfK im Verlaufe der Selbsteinfühlung (s.o. Tagebuch / Selbsterkenntnis) die einen leichter, billiger, schneller und genauer an die eigenen psychischen Deformationen (Verdrängungen von Bedürfnissen) heran führt, als gewöhnliche Psychoanalyse. Wenn man sich entschließt, mittels einer GfK-Bitte an sich selbst, diese Verdrängung rückgängig zu machen und nach und nach allen eigenen Bedürfnissen wieder die ihnen gebührende Wertschätzung zu teil werden zu lassen, hat das eine sehr konkrete, nachhaltige therapeutische Wirkung, die zu mehr friedlicher Verbindung mit sich selbst und der Welt führt.

katrin48 gewidmet
25-7-2017