Psychologie.Aspekte.Nichts
Es gehört zu den im philosophischen Sinne besonders schwierigen Aufgaben,
die Nichtexistenz von etwas zu beweisen. Es ist viel einfacher die Existenz
von etwas zu beweisen. Bei dem was man als existent beweisen möchte, weiß
man ja, was es ist und wo und wann. Man kann sagen: "Sieh jetzt dort hin,
da ist ES!"
Aus dem genauen Wissen um die besonderen Eigenschaften einer Sache ergeben sich
die Mittel, die man anwenden muss, um diese Sache nachzuweisen. Möchte
ich z.B. polarisiertes Licht nachweisen, dann bedeutet das, dass ich nachweisen
möchte, dass da Licht ist und dass es polarisiert ist. Ich muss es also
einerseits sehen können, um das Licht als solches nachzuweisen und andererseits
muss ich beweisen, dass es nicht zu sehen ist, wenn man mittels eines Polfilters,
der auf genau die Polarisationsebene eingestellt ist, von der ich behaupte,
dass mein nachzuweisendes Licht so polarisiert ist, ausgefiltert wird. Ich muss
also wissen, wo es ist, wann es ist, dass es polarisiert ist und wie es polarisiert
ist. Nur Licht zu sehen, genügt nicht und nur hinter dem Polfilter kein
Licht zu sehen, genügt auch nicht. Und dabei ist Polarisiertes Licht eine
ganz simple physikalische Angelegenheit. Jedes Kind das im Kino einen der neuen
3D-Filme gesehen hat, hat für einen Euro mehr eine Brille mit zwei Polfiltern
bekommen.
"Ich habe nichts bekommen!"
"Was hast Du nicht bekommen?"
"Du hast mir nichts gegeben!"
Das ist natürlich gelogen. Man bekommt ständig irgend etwas. Selbst
wenn man mit Missachtung gestraft wird, bekommt man etwas. Es ist nur nicht unbedingt
das, was man gerne hätte.
Nach meiner persönlichen Erfahrung (und wer könnte da widersprechen
;-) ist es eine speziell weibliche
Fähigkeit "nichts" zu bekommen. Keiner kann so gut und überzeugend
"nichts" bekommen, wie die Frauen. Das muss damit zu tun haben, dass
uns Männern die Frauen auf dem Gebiet der Gefühle weit überlegen
sind. Sie fühlen sofort, wenn sie nichts bekommen. Meistens fühlen sie
sogar lange vorher, dass sie nichts bekommen werden. Und da das Gefühlte
natürlich nichts konkretes ist, lässt es sich auch nicht konkret benennen.
Ja, es ist geradezu blasphemisch es benennen zu wollen. Damit macht man es sozusagen
"kaputt". Bekanntlich werden Gefühle mit dem Intellekt kaputt gemacht.
Insbesondere die romantischen Gefühle sind da sehr empfindlich. Selbst das,
was Frau mal bekommen hat, kann jederzeit später durch Anwendung geringer
Mengen männlichen Intellekts nicht nur vaporisiert werden, sondern in sein
genaues Gegenteil verkehrt werden. Das ist etwa so, als ob man Orgon-Energie
mit Radioaktivität bestrahlt. Das ist dann noch schlimmer, als wenn sie "nichts"
von Dir bekommen hat.
OK, genug rum gealbert!
Der konkrete Hintergrund sieht so aus: Es beginnt mit einem Verlangen nach "etwas"
dass ein ungutes Gefühl erzeugt. Nun ist es aber für diverse Individuen
anstrengend, der Sache auf den Grund zu gehen und heraus zu finden, was genau
dieses "etwas" ist, das jetzt gebraucht wird. In so fern man/frau in
einer Form der zwischenmenschlichen Beziehung steht, scheint es doch viel einfacher,
vom Partner zu erwarten, dass er/sie einem "von den Augen abliest",
was man braucht. Natürlich weiß man selber "intuitiv" ganz
genau, was man braucht. Also beobachtet man genau den Strom dessen, was man bekommt,
ob dieses besondere "etwas" darin vorkommt. Alles andere, "alles"
was nicht genau so beschaffen ist, wie das "etwas" das man zu brauchen
meint, alles was nicht "automatisch" dazu führt, dass das ungute
Gefühl verschwindet, ist nicht dieses "etwas" und wird folglich
weitgehend ignoriert. Dieses Ignorieren beschränkt sich zumeist darauf, das
"nichts" als solches still für sich selbst zu etikettieren. Das
hat den Vorteil, dass man sich später daran erinnern kann, dieses "nichts"
bekommen zu haben, anstelle des gewünschten "etwas". Es unterscheidet
sich durch das Etikett "nichts" fortan eindeutig von jedwedem "etwas"
(das man ja nicht bekommen hat). Dann muss man dieses "nichts" nicht
versehentlich wahrnehmen, was ja nur stören würde, bei dem Versuch im
Strom des Empfangenen das gewünschte "etwas" zu entdecken. Man
muss sehr genau hinschauen, um möglichst "alles" aussortieren und
ignorieren zu können, dass nicht perfekt auf die nicht gegebene Beschreibung
des gewünschten "etwas" passt. Solche Prüfungen dulden keine
Nachlässigkeit! Hypothetisch könnte man ja "etwas" übersehen
oder, schlimmer noch, versehentlich ein "nichts" für "etwas"
halten, weil es ihm irgend wie ähnlich erscheint.
Natürlich sagt man nicht ohne Not, dass man "nichts" bekommen hat.
Das gibt nur Ärger! Es genügt sichtbar unzufrieden zu sein. Von zufriedenen
Gesichtern kann keiner "von den Augen ablesen" was man braucht. Außerdem
setzt man sich der Gefahr der Rechtfertigung aus, sollte man dieses "etwas"
nicht nur spezifizieren, sondern auch noch ausdrücklich verlangen. Das zerstört
nicht nur die "romantischen Gefühle", sondern lädt zu vergleichenden
Betrachtungen darüber ein, was man selber dafür tun könnte oder
sollte und was man selber für andere alles "nicht" gemacht hat.
Solche Vergleiche sind das Ende jeder lukrativen Beziehung. Man will ja nicht
Klarheit haben, sondern "etwas" dass das ungute Gefühl verscheucht.
Man will sich "einfach" besser fühlen.
Was kann man(n) da machen?
Nichts!
Es ist ökonomischer nichts zu machen, wenn absehbar ist, dass man eigentlich
"nichts" machen kann. Man(n) bekommt fürs Nichtstun genau so wenig
Anerkennung wie dafür, ihr "nichts" gegeben zu haben. Und man spart
sich das Risiko etwas "ganz falsches" zu machen. Also wozu die "vergebliche
Liebesmühe"? Da kann doch nichts gutes bei raus kommen. Beschäftige
Dich lieber mit Dingen, von denen Du etwas verstehst und gönne Dir selber
"etwas".
Auf keinen Fall frage sie, was sie will! Das wird Dich teuer zu stehen kommen.
Du nötigst sie sonst, anzuerkennen, dass sie nicht weiß, was sie will.
Oder sie müsste zugeben, dass Du gar nicht für ihre Gefühle zuständig
bist, oder dass sie gar nicht vor hat, einen fairen Preis für das alles zu
zahlen, was Du ihr gibst oder "nicht" gibst. Auf jeden Fall wird sie
wütend werden, und Du bist daran "schuld", weil Du mit Deinem blöden
verkopften Getue die Romantik kaputt gemacht hast. Wenn Du also nicht absichtlich
Bilanz ziehen willst, um das Ende der Beziehung einzuleiten, dann sorge um keinen
Preis für Klarheit!
Mache einfach nichts, dann seid Ihr Euch wenigstens darin einig. Das ist auch
eine Form der Harmonie.
1-5-2011
So weit die eher konventionelle Betrachtung.
Wenn man das Thema weniger ironisch abhandeln will und an einer echten Verbesserung
der Situation interessiert ist, muss man sich praktisch mit der GfK
beschäftigen. Da lernt man, wie man heraus findet, was das "etwas"
wirklich ist.